Maria Zerres

RAUMANSICHT
Foto: Foto Gastager/R. Winkler
© VG Bild-Kunst, Bonn

 

Mit der rahmensprengenden Kraft und Farbigkeit ihrer großformatigen Leinwandbilder ist Maria Zerres (geboren 1961), die jüngste Künstlerin in der Sammlung und zugleich die einzige Frau im Kreis der Künstler:innen des Museums. Ihre frühen Arbeiten belegen einen vehement expressiven Einstieg in eine Malerei, wie sie Deutschland mit den Jungen Wilden der 80er Jahre erstmals wieder internationale Aufmerksamkeit einbrachte.

Ausflug (aus der Serie Schöne Landschaften), 1995
Foto: Foto Gastager/R. Winkler
© VG Bild-Kunst, Bonn 2017

Das Motiv des Baumes zieht sich von Anfang an durch das malerische Werk der Künstlerin. Dabei erinnert der Zugriff auf den Bildgegenstand in seiner Direktheit an Elemente der Art Brut oder des Informel. In den jüngeren Arbeiten verbindet sich der zeichnerische Pinselstrich für die Baumstruktur mit einzelnen, locker auf den Bildgrund gesetzten Farbflächen. Sie bilden eine lebhafte Rahmung oder treten durch Überlagerungen und gestischen Farbauftrag in unmittelbaren Dialog mit den zeichnerischen Strukturen.

Die Werke von Maria Zerres entstehen auf der Leinwand spontan und ohne Vorzeichnung. Sie bereiten sich jedoch gegenseitig vor: Das schwer trocknende Mohnöl und mehr noch die geradezu barocke Ideenfülle der Künstlerin bedingen ein stets gleichzeitiges Arbeiten an mehreren, sich zu Serien formierenden Werken. Einzelne Bilder sind dadurch besonders eng miteinander verknüpft: innerhalb der Baumserien zum Beispiel die schwarzgrundigen Großformate, die grünen „Schönen Landschaften“ oder die jüngeren „März-Bilder“.

Ihre Spannungen zwischen reiner Form und gegenständlichem Zeichen, zwischen sichtbarem Pinselduktus und geglätteter Fläche, räumlicher Andeutung und aktivem Entgegenwirken jeglicher Zentralperspektive gehören zu den lebendigen Eigenschaften der Werke von Maria Zerres.

Als einzige Künstlerin vor Ort wurde Maria Zerres von Anfang an mit dem Konzept für die äußere Farbgebung der Museumsgebäude betraut. Als Primärfarben-Akkord und Grundlage der Malerei ist sie ein augenfälliges Zeichen für die bewusste Umwidmung dieses Geländes.