Abb.: Zwei Teilnehmerinnen aus dem Seniorengarten Auszeit mit Dr. Henrikje Stanze vor Maria Zerres, Haus des Komponisten, 1996, © VG Bild-Kunst, Bonn. Foto: DASMAXIMUM

 

Als Wort:Bilder 2013 ins Leben gerufen wurde, war es bayernweit eines der ersten Museumsangebote für Menschen mit Inklusionsbedarf. Die Bühnenpoetinnen, Diplompsychologinnen und -pädagoginnen Pauline Füg und Dr. Henrikje Stanze hatten dafür exklusiv ein am Museum of Modern Art in New York entwickeltes Projekt, das Kunstbetrachtung mit Poesie verband, für DASMAXIMUM weiterentwickelt.

Nach zwei Jahren corona-bedingter Pause war die Freude auf allen Seiten nun groß, dass Wort:Bilder 2022 wieder stattfinden konnte. So waren alle Sessions rasch vergeben und einige Einrichtungen wie das Wilhelm Löhe Förderzentrum oder das sozialtherapeutische Selberdingerheim in Nussdorf mussten auf nächstes Jahr vertröstet werden.

Getrübt wurde die Freude jedoch zunächst durch den Umstand, dass Pauline Füg, ein Teil des altbewährten Wort:Bilder Duos,  krankheitsbedingt nur an einer Session teilnehmen konnte. Mit unvergleichlichem Elan und Performance-Talent beeindruckte Rikje Stanze, mittlerweile promoviert und Professorin für Pflegewissenschaften an der Hochschule Bremen, jedoch alle Gruppen im Alleingang. So schrieb Julia Pfeifer, Leiterin des sozialpsychiatrischen Dienstes der Caritas in Traunstein: “Es freut mich, dass es geklappt hat und allen Beteiligten sehr viel Freude gemacht hat. Von unseren BesucherInnen habe ich ausnahmslos positive Rückmeldungen bekommen. Das Gruppengedicht finde ich wunderschön, eines der schönsten, die ich bisher gelesen habe.“ Auch Anna Ruhland vom Pflegezentrum Pur Vital in Traunreut schrieb: “Ich möchte mich nochmals sehr herzlich bedanken für diese perfekte, demenz- und seniorengerechte Veranstaltung.”

Gerade für Rollstuhlfahrer wurde das Angebot im DASMAXIMUM sehnsüchtig erwartet, wie die Betreuer der Lebenshilfe erzählten. Der Transport ist oft aufwendig und schwierig, von der Lebenshilfe oder dem Pur Vital können die Betroffenen hingegen einfach zu Fuß ins Museum geschoben werden. So kam die Tango-Gruppe der Lebenshilfe (Senioren mit geistiger Behinderung) mit zahlreichen bekannten Gesichtern, die wie Rosa oder Georg seit der ersten Ausgabe von Wort:Bilder mit dabei sind. Wie in den letzten Jahren begeisterte die Offenheit und Freude an der Kunstbetrachtung dieser Gruppe Betreuer und Mitwirkende gleichermaßen.

Die große Hitze und Vorsicht in Hinblick auf Corona dezimierten zwar die Gruppengröße aus   Senioreneinreichtungen. Das Pur Vital und der Seniorengarten Auszeit aus Traunreut nahmen aber dennoch teil. Hier zeigte sich besonders gut der therapeutische Ansatz des Arbeitens mit Gedichten, das zur Gedächtnisrehabilitation und Gehirnaktivierung beitragen kann. Es war berührend zu beobachten wie ein schwer an Demenz erkrankte Seniorin aus ihrem Dämmerzustand gelockt werden und behutsam von Rikje motiviert werden konnte zu sprechen.

Auch bei den psychosozialen Einrichtungen (Psychosomatische Station der Kinderklinik Traunstein, Psychosoziale Gruppe der Caritas Traunstein) gelang es Rikje die Aufmerksamkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu gewinnen. Im Gespräch über die Bilder und die Gedichte begannen sich manche zu öffnen. Gerade das Gruppengedicht am Schluss jeder Session motivierte fast ausnahmslos alle Kinder und Jugendlichen der PSO etwas beizutragen. Stolz wollten sie „ihr“ Gedicht sogleich mit nach Hause nehmen.

Auch die Gruppe der Caritas erlaubte zum Ende der Session bewegende Einblicke in ihre Innenwelt. Die Jugendsiedlung Traunreut nahm mit ihrer Beurfsorientierungsklasse und den Lehrlingen gleich zweimal an Wort:Bilder teil. Auch diese Gruppen begeisterten mit ihrer Unvoreingenommenheit und Phantasie. Oftmals wurde spürbar wie gut es den Jugendlichen tat zu erfahren, dass alle ihre Antworten wertgeschätzt werden, es kein richtig oder falsch gibt. Gleiches gilt auch für die Gruppe aus dem Hertzhaimer Gymnasium in Trostberg, die durch ihr Gruppengedicht vor Chamberlains „Hairless Chiffon“ zum Thema Unendlichkeit beeindruckte.

Im Gegensatz zu den letzten Ausgaben fand das Abschlussfest dieses Jahr noch in derselben Woche wie die Sessions statt. Hitze, Corona und vor allem die schwierige Mitarbeitersituation in vielen Einrichtungen, die es erschwerte zweimal in einer Woche einen Ausflug zu unternehmen, führten dazu, dass nur in kleiner Runde gefeiert wurde. Zum Schluss waren sich jedoch alle einig: 2023 unbedingt wieder!

Wir bedanken uns beim Freundes- und Förderkreis DASMAXIMUM, der meine Volksbank Raiffeisenbank e.G., dem Landratsamt Traunstein, Georg Mehler und Monika Bienstock, dass die Wort:Bilder Ausgabe 2022 durch ihre finanzielle Unterstützung möglich wurde.